2011
Performance

TRAVELLING JOURNEYMAN

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Ausstellungsansicht Kunsthalle Göppingen, Foto: Frank Kleinbach
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Ausstellungsansicht Kunsthalle Göppingen, Foto: Frank Kleinbach
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Ausstellungsansicht Kunsthalle Göppingen, Foto: Frank Kleinbach
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Ausstellungsansicht Kunsthalle Göppingen, Foto: Frank Kleinbach

Im Jahr 2011 habe ich meine Wohnung aufgegeben, Jobs gekündigt und bin für ein Jahr als Künstler auf die Walz gegangen, um bei international anerkannten Künstlern – und solchen die mich für mein Schaffen inspirieren – als Assistent zu arbeiten. Mein Gepäck, welches mit essentiellen Dingen, wie Zelt, Campingkocher und Schlafsack ausgestattet war, gewährleistete mir meine Unabhängigkeit in einer Zeit ohne finanzielle Einkünfte. Ich habe mich für maximal zwei Wochen an einem Ort und bei einem Künstler aufgehalten. Dabei wurde ich häufig von dem einen Künstler an den nächsten weitervermittelt. Außerdem konnte jeder Künstler eine Seite in meinem „Fahrten-/Künstlerbuch“ gestalten und ich habe eine Vielzahl von Katalogen der Künstler erhalten. Durch dieses Leben, das auf das Nötigste reduziert war, wurde mir ein Einblick in die verschiedensten Künstlerwelten ermöglicht; von dem Netzwerk und den Erfahrungen lebt meine künstlerische Arbeit noch heute.

Stationen von März 2011 bis Januar 2012 (Auswahl):
Zeger Reyers, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, Art Basel, Marcel Odenbach, Werner Pokorny, Christoph Draeger & Heidrun Holzfeind, Biennale Venedig, Jorinde Voigt & Christian Jankowski, Pipilotti Rist, Trussardi Fundation

KONZEPTTEXT:

TRAVELLING JOURNEYMAN

Oder weshalb ich mich entschieden habe, meinem bisherigen Alltag den Rücken zukehren, mit dem Rucksack durch die Welt zu ziehen und eines Tages ins MoMA zu kommen.

Ich habe meine schöne Wohnung aufgegeben, die Jobs an den Nagel gehängt, Ballast abgeworfen, mich von Unwichtigem getrennt.

Als junger Künstler, der seine Ausbildung abgeschlossen hat und seinen Lebensunterhalt noch nicht durch den Verkauf von Kunst bestreiten kann, hat sich mir die Frage gestellt: Wie geht es weiter? Welche Wege und Ziele verfolge ich?

Bestehende Modelle zur Sicherung des Lebensunterhalts, wie etwa Stipendien oder Teilzeitjobs, bleiben leider unbeständig oder erfordern Zeit und Energie, die ich lieber meiner Kunst widmen will.

Seit vielen Jahren begebe ich mich immer wieder auf Wanderschaft: In den hohen Norden Skandinaviens, auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostella, auf dem Pferderücken durch die unendlichen Weiten der Mongolei. Ich klettere auf Berge, streife durch Urwälder und durchquere Wüsten. Ich lerne fremde Kulturen kennen und bekomme dadurch tieferen Einblick in meine eigene. Die Eindrücke und Erlebnisse meiner Reise verarbeite ich in meiner Kunst – oftmals wird das Reisen selbst zur Kunst.

Darum werde ich auch diesmal losziehen: drei Schritte zurück, um hoffentlich fünf Schritte vorwärts zu kommen. Ich möchte mit meinem Rucksack, nur mit dem ausgestattet, was ich selbst tragen kann, durch die Welt ziehen und bei international anerkannten Künstlern, und solchen die mich für mein Schaffen inspirieren, als Assistent arbeiten. Kurz: Ich gehe auf die Walz.

Ziel dieser Reise ist es mich für maximal zwei Wochen an einem Ort und bei einem Künstler aufzuhalten und neue Erfahrungen für die Konzeption künstlerischer Arbeiten zu sammeln. Ich verspreche mir einen intensiven Austausch mit den Künstlern, Diskussionen über deren Werk und neue Perspektiven auf die Kunst. Durch neue Kontakte werde ich einerseits mein Netzwerk erweitern, anderseits einen Diskurs über meine eigene Arbeit fortführen, der zu einer Präzisierung und inhaltlichen Vertiefung führt. Zudem möchte ich jeden Künstler bitten, mir eine Seite in meinem „Fahrten-/Künstlerbuch“ zu gestalten.

Zwischen den Stationen werde ich dem Leben „on the road“ ausgeliefert sein, Abstecher in entlegene Regionen unternehmen, durch Nationalparks ziehen und die Metropolen dieser Welt erkunden.

In meiner künstlerischen Arbeit geht es mir darum, immer wieder neu loszugehen, unbekannte Wege einzuschlagen und Altes hinter mir zu lassen. Es geht aber auch um ein Infragestellen von Strukturen (die gesellschaftlichen sowie die eigenen), um das Loslassen und Vorausschauen, um Herausforderungen, die mich wachsen lassen und Alternativen zum Herkömmlichen aufweisen und um das Gehen an sich. Ein bestimmtes Ziel zu erreichen tritt zurück hinter den Weg und das Unterwegssein.

Motivation und Triebkraft ist also die Reise an sich, welche mehrere Monate oder Jahre dauern kann. Die Erlebnisse, Erfahrungen und Beobachtungen sollen in meine künstlerische Arbeit einfließen. Die Reise selbst wird zu einem Werk, das meine Begegnungen und die Arbeit mit den Künstlern dokumentiert.

Ob dieser Weg eines Tages im Welttempel der Kunst endet, zeigt sich noch.